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Raimund Pleschberger

Giant rearrangements

„ giant rearrangements“

Selten wird ein Kunstwerk für sich allein wahrgenommen: Kunstinstitutionen, Medien und das Publikum haben das Bedürfnis, sich eine Vorstellung von dessen Entstehung zu machen. Gerne dient die Kunstproduktion als Projektionsfläche für klischeehafte Künstler-Bilder; ebenso wie der Kunst selbst weist man auch ihr eine bestimmte Aura zu.

Raimund Pleschberger denkt derartige Vorstellungen mit, wenn er beispielsweise Künstler-Werkzeuge riesenhaft vergrößert:
Ein überdimensionales Stanleymesser schneidet im Galerieraum die Wand ein, eine auslaufende Farbtube scheint den Plafond zu stützen und ein riesenhafter Bleistift die Struktur des Raumes zu entwerfen. Es sind relativ traditionelle Tools, die scheinbar von Geisterhand geführt den Raum überarbeiten, und unweigerlich Fragen zum Verhältnis Produktion – Kunstwerk - Kunstinstitution aufwerfen.
Ebenso karikiert Pleschberger die pathetischen Zwangsvorstellungen von der großen künstlerischen Geste mit der Fotografie „giant misconception“: Hier posiert der Künstler, einen riesigen Pinsel zwischen Schultern und Armen eingeklemmt, wie einst James Dean auf dem Plakat zum Film „Giant“.
Der gleiche Pinsel dient im Video „paint 'em all“ als Requisite für ein exzessives Gitarrensolo.
Bewusst überblendet Pleschberger in diesen Inszenierungen Motive und Stereotypen aus einer populärkulturellen Zeichensprache mit solchen aus dem Bereich der bildenden Kunst.

Pleschbergers Arbeiten in der Andechsgalerie sprechen gleichzeitig auch klassisch bildhauerische Fragen an: Wie positioniert sich ein Objekt in Bezug auf die Architektur? Was bedeutet Tragen, was Lasten?
Der Künstler hat Bildhauerei an der Wiener Akademie der bildenden Künste studiert und, in einer fruchtbaren Beschäftigung mit der Gattung selbst, schon in früheren Arbeiten klassisch skulpturale Formen eingesetzt.
Aus Alltagsgegenständen generierte Stuckarbeiten dienten ihm etwa dazu, mögliche Parallelen zwischen historischen Repräsentationsformen, wie der höfischen Barockkunst, und dem zeitgenössischen Kunstbetrieb zu thematisieren.
Nicht die Bildhauerei an sich, so zeigen uns Pleschbergers Arbeiten, ist überholt. Sondern die Bilder, die sich die Allgemeinheit gerne vom - meist männlich konnotierten - Künstler macht.


Nina Schedlmayer
2007



Bild
©  Raimund Pleschberger  2020